Vespa Alp-Cross France 2017
- By Olaf
- 25. August 2017
Alberville – Val d‘Isere – Briancon – Risol – Jausiers – Briancon – Alberville
Tag 1 / Day 1: Alberville – Val d‘Isere – Susa – Briancon – Guillestre / Risol
Punkt 7.00 Uhr ging es los – von Venthon etwas oberhalb von Albertville – bei Sonnenschein und morgendlicher Frische. Die ersten Kilometer schlängelten sich durch eine enge Schlucht – bei Sonnenaufgang und wenigen Autos. Rechts an der Straße die „Kilometersteine“ für die Radfahrer, die die in Frankreich an allen Pässen zu finden sind.
Der Cormet de Roselend wird als eines der schönsten Alpenpässe beschrieben – und das ist er auch für mich!
Herrliche, kleine Bergdörfer passiert man, bis man am Lac de Roseland ankommt. Immer der Sonne entgegen – das war fast Mediation auf der Vespa. Am Lac vorbei näherte ich mich nach einer langen Rampe dem Gipfel – und genoss einen unglaublichen Sonnenaufgang. So gemütlich es hoch ging, so steil und kurvig ging es nach Bourg Saint Maurice. Erster Tankstopp – auch wenn es eigentlich nicht nötig war – aber letztlich extrem wichtig, da in Val d’Isere die Tankstelle zum Ärger einiger Motorrad-Fahrer geschlossen war.
Von Bourg Saint Maurice über Val d’Isere zum Col d’Iseran – der Col d’Iseran ist laut eines Radfahrers der anstrengendste Passfahrt der Alpen – von Bourg Saint Maurice über Val d’Isere zum Col d’Iseran – rund 50 km immer bergauf.
Hinter dem Skiort Val d’Isere wurde die Strecke dann endlich ruhiger und man konnte die Fahrt zum höchsten Pass genießen. Sehr eindrucksvoll – die Bergwelt, Gletscher, das Geröll! Wenn man hier schon Skifahren war, schaut man natürlich doppelt so genau hin und versucht die Piste wieder zu erkennen.
Um 9:30 Uhr war der höchste asphaltierte Alpenpass erklommen. Nach dem recht konstant flachen Anstieg, ging es nun umso steiler bergab nach Bonneval-sur-Arc. Einige Kilometer in dem Tal über den Col de la Madeleine (Arc) bis Lanslebourg-Mont Cenis – bog ich links hoch Richtung Süden – auf den Col du Mont Cenis. Nach einigen Serpentinen und überrascht durch 2 junge Rehe, die direkt vor der Vespa die Straße kreuzten, erreichte ich die herrliche 2.084 m hohe Passhöhe. Ein riesiger Stausee lag vor mir, an dem die Strecke nun weiter entlang ging – und an der Staumauer dann wieder bergab. Nach einigen Hundertmetern auf dem Weg ins Tal von Susa kreuzte ich die Grenze nach Italien.
Komisch, aber irgendwie fühlte sich das Fahren dort ganz anders an. Fühlte sich die Vespa zuhause oder war es einfach die Fahrweise und das italienische Flair, was uns sofort erreichte? Kaum in Susa angekommen, ging es nicht links ins Aosta Tal und nach Turin, sondern rechts das Tal hinauf – Richtung Sestriere und wieder Frankreich – Briancon. Kurzer Tankstopp – für Vespa & Fahrer – weiter ging’s.
Auf der Passhöhe des Col de Montgenevre (1.850 m) fuhr ich zurück nach Frankreich. Bevor sich das Tal vor Briancon öffnete, lag eine riesige Burg direkt an der Straße und verschloss die Talöffnung. Es war mittlerweile richtig heiß. Bevor es nun den berüchtigten Col d’Izoard hoch ging, nochmals nachtanken und selbst etwas trinken. Auch der Col d’Izoard gilt eines der schönsten Pässe der Grand Route – bevor ich es genießen konnte, musste ich aber nach rund 5 km bergauf einen Plattfuß am Hinterrad beheben. Halten in der Schweiz oder Österreich noch Motorrad-Fahrer oder Autos an, so muss man sich in Frankreich besser weiter von der Straße aufhalten, um nicht umgefahren zu werden. Der Reifen war schnell getauscht – und weiter ging es zur Passhöhe auf 2.360 m Höhe. Es war dieses Mal anders als bei den 4 Pässen zuvor – hier war mächtig was los.
So entschloss ich mich schnell weiter zu fahren zur höchst liegende Gemeinde der Alpen Brunissard. Der Plattfuß machte mir allerdings einige Gedanken – der letzte Plattfuß am gleichen Rad war keine 300 km her! Sollte ich es ohne weiteres Reserverad wagen, noch weiter ins Tal zu fahren, um den Col d’Agnel – Nr. 3 der höchsten Alpenpässe – noch zu fahren?
Ich fuhr an dem Fuße des Passes und traf einen Versorgungswagen einer deutschen Motorrad-Gruppe. Alles Werkzeug war dabei – Klasse! – schnell den alten Schlauch durch den neuen Schlauch ersetzen, um wieder ein funktionsfähiges Reserverad zu haben. Doch nix da. Eine Schweißnaht an einem der Felgenschrauben hatte sich gelöst, so dass sich die Mutter zum Öffnen der Felgenhälfte durchdrehte und sich nicht löste.
Tja Pech gehabt – der Col d’Agnel passé. Aber da war doch vor einigen Kilometern eine Werkstatt? Nichts wie hin. Aber mit nur a petit francaise? Mit dem Reserverad in der Hand zum Mechaniker – Gestiken mit Händen und Rad – der junge Mann schaffte es tatsächlich, die Schraube zu lösen und durch Schraube mit Mutter zu ersetzen.
Juhu – nun schnell die Schläuche tauschen – Luft rein – und weiter gings. Aber nun nach Risoul zum Ziel des 1. Tage.
Nach 299 km, 6 Pässen und rund 10 ½ Stunden Fahrt genoss ich den herrlichen abendlichen Sonnenschein mit einem Bier am Hotelpool. Etwas ausruhen, denn der nächste Tag sollte noch etwas länger werden.
Tour Facts Day 1:
Route: Albertville – Val d’Isere – Sousa (Italien) – Briancon – Guillestre / Risol
Distanz: 299 km
Fahrzeit: 10:27 h
Pässe: 6 Alpenpässe: Cormet de Roselend (1.967 m), Col d’Iseran (2.764 m), Col de la Madeleine (Arc) (1.764 m), Col du Mont Cenis (2.084 m), Col de Montgènevre (1.850 m), Col d‘ Izoard (2360 m)
Höhenmeter: 14.986 m
Höchster Punkt: 2.764 m Col d’Iseran (höchster asphaltierter Alpenpass, France)
Defekte: Plattfuss bei der Auffahrt des Col d‘ Izoard
Tag 2 / Day 2: Guillestre / Risol – Jausiers – Barcelonnette – Briancon – Valloire – Albertville
Nach einem Kaffee startete ich um 6:50 Uhr den Motor. Es hatte – anders als der Wetterbricht es vorhersagte – geregnet. Eine bzw. mehrere Gewitterfronten sollten mich den Tag begleiten.
So gings bei leichtem Nieselregen nun los – über den Col de Vars zum südlichen Punkt – und Höhepunkt der 2 Tage – dem Cime de la Bonette. Auf glitschigen, aber leeren Straßen ging es weiter nach Süden – immer bergauf durch eine herrliche Berglandschaft. Gewitterwolken rechts und links – aber nicht über mir – und in der Ferne die Sonne.
Nach rund 30 km war die 1. Passhöhe erreicht. Der Cal de Vars mit 2.109 m war erklommen. Bergabwärts ging es auf der nassen Straße am frühem Morgen. Selbst ein großes Murmeltier traute scheinbar seinen Augen nicht, als er mich sah – jedenfalls blieb er an der Straße in seinem Loch sitzen und schaute mich mit großen Augen an – ließ sich fotografieren trotz lautem Vespa-Geknattere.
Nachdem mich die Sonne bei der Talfahrt etwas erwärmte, war es im schattigen, nassen Tal nach Jausiers recht kalt. Nach 50 km erreichte ich den Abzweig zum Col de Restefond und Col de la Bonette. Herrlich schlängelte sich der Pass den Berg hinauf. Enge, kurvige Streckenabschnitte und gerade Stücke wechselten sich immer wieder ab. Nichts los – außer einige Camping-Mobile, die einfach so in der Landschaft standen. Der Col de Restefond entwickelte sich zu einem richtigen Erlebnis. Die Natur lang in der Morgensonne – die atemberaubende Bergwelt. Nachdem man eine Schlucht hochkam, öffnete sich ein großes Tal mit einem See. Herrlich.
Ab dem Forte de Restefond (2.680 m) gings dann weiter auf de Col de la Bonette. Auf Passhöhe von 2.715 m, kann man dann noch den Rundkurs um einen grau-schwarzen Steinberg bis auf 2.802 m Höhe fahren – dem Cime de la Bonette. Ein traumhafter Blick über die Bergspitzen Richtung Mittelmeer ergab sich. Nach einem Plausch mit 2 Motorrad-Fahrern aus Heidelberg musste ich zurück. Ich hatte wohl am Morgen Glück! Die Beiden schließen im gleichen Hotel wie ich und sind 30 min nach mir los – im Hagel und wenig Sicht!
Nur welchen Weg sollte ich nehmen? Ich musste eigentlich wieder die gleiche Strecke bis Briancon…aber durch die Höhe konnte ich 2 Gewitterzellen sehen, die genau in meiner Richtung lagen. Wirklich atemraubend sahen die Blitze und die Wolkenformationen aus – und das Licht durch die Sonne…
Ich fuhr nun den Col der Restefond hinunter und entschied, zwischen die beiden Gewitter durch zu fahren, in der Hoffnung mit wenigen Tropfen davon zu kommen. Also bog ich in Jausiers nach Westen ab und fuhr über Barcelonnette und am Lac de Serre-Poncon dann nach Norden. Mein Vorhaben ging auf – nach einigen Tropfen, hatte ich Sonne. Leider war es Samstag und die Straßen entsprechend nun voller als noch am Vortag. Und so musste ich statt einem Pass eine Bundesstraße im Tal nehmen. Nach Tankstop in Briancon führte mich die D1091 auf den Col du Lautaret und zum ab der Passhöhe (2058 m) zum 2. Höhepunkt des Tages – den Col du Galibier. Ein wirklich toll zu fahrender Pass – tolle Landschaft, schmale Straße – nicht um sonst fährt hier jährlich die die Tour de France hoch. Es hat allerdings einen Nachgeschmack: viele Radrennfahrer eifern den Profis nach. Dis tat aber meiner Freude über das Erreichen der Passhöhe auf 2.642 m keinen Abbruch. Nochmals ein Blick in das südliche Tal und weiter ging’s – wieder bergab. Es war bereits Nachmittag und ich hatte noch rund 120 km bis Albertville mit 3 Pässen. Die Bergabfahrt nach Valloire ist fast noch eindrucksvoller als die Auffahrt. Kurzer Halt am Col du Télégraphe (1.566 m) und hinunter ging es weiter ins Tal. Tank- und Raststopp in Saint-Michel-de-Marienne – Verschnaufpause, bevor es wieder rund 40 km bergauf geht. Der letzte Pass steht an.
Und in La Chambre habe ich den Abzweig erreicht. 15 km bis zur Passhöhe – auf schmalen Straßen und durch ein Ski-Resort. Die Passhöhe erreicht – der 7. Pass des Tages und der 13 Pass in 2 Tagen – geschafft. Und in der Ferne konnte ich sogar den Mont Blanc erblicken.
Nun noch sicher ins Tal kommen und dann die letzten Kilometer bis Albertville. Mit großer Freunde & Dankbarkeit für das Erlebnis genoss ich die letzten der 361 Tageskilometer. Müde, aber total happy erreichte mein Ausgangsort Venthon – oberhalb von Albertville.
660 km, circa 20:17 h Fahrzeit sowie 26.876 Höhenmeter Anstieg lagen hinter mir – mit meiner Vespa P200 E, genannt Wickie.
Tour Facts Day 2:
Route: Risoul – Jausiers – Umweg über Barcelonnette (wegen Gewitterfront) – Briancon – Albertville
Distanz: 361 km
Fahrzeit: 9:45 h
7 Pässe: Col de Vars (2.109 m), Col de Restefond (2680 m), Col de la Bonette (2.715 m) & Cime de la Bonette (2.802 m), Col du Lautaret (2058 m), Col du Galibier (2.642 m), Col du Télégraphe (1.566 m), Col de la Madeleine (1993 m)
Höhenmeter: 11.890 m
Höchster Pass: 2.715 m
Höchster Punkt: 2.802 m – Cime de la Bonette über den Col de la Bonette (2.715 m), France
Reisedaten
Zahlen der 2 Tage Tour / Numbers & facts of the 2-days tour
Gesamtkilomter / overall kilometers: 660 km
Gesamtfahrtdauer / overall travel time: 20:17 h
Gesamtaufstieg / overall ascension: 26.876 Höhenmeter
Höchster Streckenpunkt / highest travel point: 2.802 m Col de la Bonette / France
Höchster Pass: 2.764 m Col d’Iseran (France)
Höchster Punkt: 2.802 m Cime de la Bonette über den Col de la Bonette (2.715 m)/ France
Type of Vespa: Vespa P200E / 1983